Durchforstung – wie von Heinrich Cotta

05.05.2025 / Stefan Flückiger


Durchforstungen von April bis Juni: Sünde oder Segen?

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Bäume im Dichtstand: abgeschlagene Kronen, reduzierte Vitalität und Kalamität

Warum der Zillbacher Forst gerade im Frühling neue Stärken gewonnen hat

Wer glaubt, dass der Wald im Frühling seine Ruhe haben will, irrt sich – zumindest ein bisschen. Ja, die Natur erwacht, es grünt und zwitschert, aber genau deshalb ist es der perfekte Zeitpunkt, um den Zillbacher Forst fit für die Zukunft zu machen!

Aktuelle Massnahmen im Forstbetrieb

Seit Dezember 2024 bereitet die Wald Plus GmbH mit großer Sorgfalt erste Durchforstungen in Zillbach und Möckers vor. Die Arbeiten laufen seit Januar. Im Mai und Juni haben wir gezielt weitere Bestände durchforstet.
Bereits heute konnten rund 25 Hektar mit mehr Licht vitalisiert werden. Warum das nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend notwendig ist, erklären wir Ihnen in diesem Blogbeitrag.

Kiefern und Lärchen: Die Frühstarter unter den Bäumen

Besonders im Fokus stehen unsere Bestände mit Kiefern und Lärchen. Beide Baumarten sind für Durchforstungen im Frühjahr bestens geeignet:

  • Ihre grobe Borke schützt sie vor Rindenbrand
  • Freigestellte Kronen wachsen kräftiger.
  • Die Bäume nutzen das zusätzliche Wasser optimal für neues Wachstum.

Gerade bei Lärchen ist die Krone entscheidend: Wenn zu viele Äste zusammenstoßen, brechen die wichtigen Endtriebe ab und das Wachstum wird auf lange Zeit vermindert. Also: Freiraum schaffen, damit unsere Lärchen in den Himmel wachsen können!
Und übrigens: Schon Heinrich Cotta, Forstpionier aus dem nahen Zillbach, hat für „Hochdurchforstung“ plä-diert und die Ideologien der „Dunkelmänner“ (Begriff für Forstwirtschaft im Dichtstand) hinterfragt – ein Vor-bild, dem wir nachleben!

Warum wir auch im Frühjahr die Säge ansetzen

Manch einer denkt: „Bäume fällen im Frühling? Das schadet doch!“ Aber: Das Gegenteil ist richtig!
Nach Sturmschäden und anderen Kalamitäten (→ große Schäden durch Naturereignisse) neigen viele dazu, die Nutzung herunterzufahren. Verständlich – aber langfristig gefährlich und falsch. Bäume brauchen Platz, Luft und Licht, damit sie gesund wachsen. Wenn wir nicht eingreifen, steigt das Risiko für neue Schäden: zu dichter Bewuchs macht Wälder anfällig für Krankheiten und Klimastress.

Studien belegen: Mittlere Durchforstungsstärken verbessern die CO₂-Bindung und die Vitalität und damit die Klimabilanz des Waldes. Außerdem steht den verbleibenden Bäumen mehr Licht und Wasser zur Verfügung – ein entscheidender Vorteil in zunehmend trockenen Sommern! Dabei gilt: Früh übt sich. Wälder die von Jugend an mässig durchforstet werden, kommen mit Durchforstungen gut klar. (Quelle: Pretzsch, 2008)

Fachbeiträge zur Wirkung von Durchforstungen: Durchforstung: Alte und neue Konzepte

Rückblick: 30 Jahre Einheitsgemeinde Schwallungen – Back-to-Zehnbuchen
Am  11. Mai 2025  hat die Einheitsgemeinde Schwallungen ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert – natürlich auf Zehnbuchen im Zillbacher Forst.🌳🎉

Fachbegriffe kurz erklärt

  • Kalamität: Großflächiger Waldschaden durch Stürme, Insekten oder Trockenheit.
  • Durchforstung: Gezieltes Entnehmen einzelner Bäume zur Förderung der verbleibenden.
  • Rückegasse: Speziell angelegter Fahrtrasse im Wald, auf dem Maschinen Holz aufarbeiten und rücken (transportieren).
  • Hochdurchforstung: Förderung der besten, zukunftsträchtigen Bäume durch frühes und intensives Freistellen.
  • Dunkelmänner: (historisch) Befürworter extrem dichter Wälder ohne Durchforstung.
  • Rindenbrand: Beschädigung der Baumrinde durch Sonneneinstrahlung

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