Wahrnehmungen und Perspektiven

26.01.2025 / Stefan Flückiger

 

Blog 2025 01 26 Bild 01 1872 1053
Drohennaufnahme Abteilung 201 Hengstberg (Januar 2025)

Man kann nicht nicht kommunizieren – so lautet die erste Grundannahme des österreichischen Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick. Die CDR-Services Deutschland GmbH und ihre Bewirtschafterin, die Wald Plus GmbH, hinterlassen mit ihrer Arbeit im Zillbacher Forst sowie in Möckers und Rosa sichtbare Spuren in der Waldlandschaft und „kommunizieren“ dadurch auch nach außen.

Diese Waldbilder lösen bei Besuchern Gedanken und Fragen aus: Warum wird hier gearbeitet? Mit welchem Ziel?

Auf diese Fragen möchten wir eingehen. Durch einen Perspektivenwechsel möchten wir Einblicke in die Überlegungen und Entscheidungen in der Waldbewirtschaftung geben – und damit ein besseres Verständnis schaffen.

Wahrnehmung

Die folgende E-Mail haben wir von einer Waldbesucherin erhalten:

Hallo CDR-Service Deutschland GmbH,

am Kreisel auf den „10 Buchen“ im Zillbacher Forst stehen 2 interessante Schilder „Natur erleben und verstehen“!

Wir, das ist mein Mann und ich, haben uns die besagten Schilder und ihren Internetauftritt + Blog aufmerksam durchgelesen und uns gefragt, ob die Mitarbeiter u. a. auch mal in diesem Wald / Forst laufen bzw. spazieren gehen?

Wir laufen seit Jahren, im Sommer und auch im Winter, sprich zu allen Jahreszeiten durch den Wald und sind nur noch entsetzt. Die Wege sind in einem katastrophalen Zustand. Man kann die Wege z. Zt. nur noch, ohne im Schlamm zu versinken, bei Frost laufen.

In den abgeholzten Waldstücken rechts und links der Matschwege kann man deutlich sehen, was sie meinen mit “ Natur hautnah erleben“, wie auf ihrem Schild . […] Wir möchten wissen, wie man in dieser Wüste Tiere und Pflanzen beobachten soll wie auf ihrem Schild). […] Vermutlich geht es nur noch ums Geldverdienen und zwar so viel wie möglich!

Mit freundlichen Grüßen…

Wir laden zum Perspektivenwechsel ein:

Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und dafür, dass Sie Ihre Wahrnehmungen mit uns teilen. Es freut uns zu hören, dass Sie den Zillbacher Forst seit Jahren für Ihre Spaziergänge nutzen und dessen Entwicklung aufmerksam verfolgen. Wir schätzen Ihre Verbundenheit mit dem Wald und möchten auf Ihre berechtigten Anliegen eingehen.

Der Zillbacher Forst steht derzeit vor einer der größten Herausforderungen der letzten 80 Jahre. Unsere Vorgänger haben nach dem Zweiten Weltkrieg große Teile des Waldes mit Fichte aufgeforstet – einer schnell wachsenden Baumart, die damals als Lösung galt, um die lokale Bevölkerung mit Holz zu versorgen, nach dem die geschichtlichen Ereignisse die lokale Gesellschaft an den Rand der Existenz zurückgeworfen hatten. Die Entscheidung für Fichte war damals sinnvoll: Sie war leicht verfügbar, wuchs schnell und lieferte kostengünstiges Holz. So entstanden Wälder, die über Jahrzehnte für wirtschaftliche Zwecke, aber auch für Erholung geschätzt wurden.

Doch die klimatischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte – insbesondere der Anstieg der Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und die massenhafte Vermehrung des Borkenkäfers in den letzten Jahren – haben dieses Konzept auf eine harte Probe gestellt. Die Fichte, die den Zillbacher Forst ebenso geprägt hat wie umliegende Reviere (so auch unsere Flächen in Möckers und Rosa), leidet massiv unter diesen Bedingungen. Die Folgen sind inzwischen für alle sichtbar: absterbende Bäume und geräumte Flächen.

Als Waldbesitzer stehen wir vor einer folgenreichen Entscheidung:

  1. Abwarten und zusehen, wie die verbleibenden Fichten sowie andere Baumarten wie Lärche, Kiefer oder Douglasie durch Insektendruck oder Hitze- und Trockenheitsstress ebenfalls absterben, was langfristig zu noch großflächigeren, kahlen Landschaften führen würde.
  2. Handeln, indem wir befallene und unmittelbar gefährdete Fichten konsequent entfernen, um die verbleibenden Bestände zu schützen und die Flächen so schnell wie möglich mit zukunftsfähigen Baumarten wieder aufzuforsten.

Wir haben uns für den zweiten Weg entschieden – aus Verantwortung gegenüber dem Wald, der umliegenden Bevölkerung und den kommenden Generationen. Dabei spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle: Nur wenn wir das befallene Holz konsequent und zeitnah aus dem Wald entfernen, können wir eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers eindämmen und den Übergang zu stabileren und vielfältigeren Wäldern schaffen.

Dieser Prozess bringt jedoch zwangsläufig Herausforderungen mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Wege. Um das Schadholz so zügig wie möglich abtransportieren zu können, müssen unsere Maschinen Wege und Rückegassen intensiv nutzen. Das führt zu Beeinträchtigungen, die wir zwar so gering wie möglich halten, aber nicht vollständig vermeiden können. Die Instandhaltung des Wegenetzes – bisher ohne öffentliche Förderung – ist für uns eine erhebliche Belastung. Dennoch investieren wir laufend Ressourcen, um die Befahrbarkeit sicherzustellen und die Schäden nach Abschluss der Arbeiten zu beheben.

Wir verstehen, dass die aktuellen Bilder im Wald wenig erholsam wirken können. Gleichzeitig möchten wir betonen, dass es noch große Teile (der überwiegende Teil) des Zillbacher Forsts (wie auch unserer weiteren Flächen in der Region) gibt, die von den Schäden bisher verschont geblieben sind und weiterhin einen hohen Erholungswert bieten. Wir laden Sie herzlich ein, auch diese Bereiche zu erkunden.

Unser Ziel ist es, wieder einen gesunden und multifunktionalen Wald zu schaffen, der den Anforderungen von Mensch, Natur und Wirtschaft gleichermaßen gerecht wird – so wie es auch unsere Vorgänger getan haben. Doch unter den heutigen Bedingungen erfordert dies enorme Anstrengungen und Umstellungen.

Es liegt uns am Herzen, dass der Zillbacher Forst auch in Zukunft ein Ort bleibt, an dem Natur erlebt und verstanden werden kann – und zwar in einer Form, die den kommenden Generationen eine Grundlage für ihre dann bestehenden Bedürfnisse bietet.

Mit herzlichen Grüßen
Die Eigentümerin und Bewirtschafterin

…und informieren vor Ort über unsere Tätigkeit

Die CDR-Services Deutschland GmbH und ihre Bewirtschafterin informieren auch direkt vor Ort über ihre Massnahmen im Zillbacher Forst.

Die folgende Bildergallerie zeigt Informationstafeln für die Besucherinnen und Besucher des Zillbacher Forsts. Der Text in der Bildlegende entspricht den Texten auf den Informationstafeln.

Blog 2025 01 26 Bild 02 1872 1053
Der langfristige Erhalt der Wälder durch nachhaltige Forstwirtschaft ist eine Investition in eine gemeinsame Zukunft. Es geht darum, die Bedürfnisse der heutigen Generation zu erfüllen, ohne die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen zu gefährden. Dazu braucht es ein zielgerichtetes Tätigwerden: Nachhaltige Forstwirtschaft versorgt uns mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz und schützt dabei die Biodiversität, den Erholungsraum für uns Menschen und das Klima – heute und morgen. (Bild: CDR-Services Deutschland GmbH)
Blog 2025 01 26 Bild 03 1872 1053
Unser Zillbacher Forst ist ein idealer Ort, um die Natur hautnah zu erleben. Von der Vielfalt der Pflanzen über das Beobachten von Tieren bis hin zum Hören des Windes in den Blättern – ein Waldbesuch ist ein Fest für die Sinne. Ein Spaziergang durch unseren Forst bietet aber Gelegenheit, mehr über die heimische Forstwirtschaft und den verantwortlichen Umgang mit natürlichen Kreisläufen zu erfahren. Besonders für jüngere Generationen bieten der Forst Möglichkeiten, spannende Entdeckungsreisen zu starten, spielerisch Wissen aufzubauen und das Umweltbewusstsein zu stärken. (Bild: CDR-Services Deutschland GmbH)
Blog 2025 01 26 Bild 04 1872 1053
Der Klimawandel bringt längere Hitzeperioden und extreme Niederschläge. Die Klimabedingungen im Zillbacher Forst könnten im Jahr 2100 denen in Südeuropa oder Nordafrika ähneln. Neu gepflanzte Bäume müssen diesen extremen Bedingungen in Zukunft standhalten. Um den Wald zu erhalten, passen wir ihn Schritt für Schritt an. Neben einheimischen Baumarten, die sich natürlich verjüngen, pflanzen wir auch neue, klimaangepasste Arten, die bislang kaum hier zu finden waren. Jährlich werden so etwa 25 Hektar Wald erneuert. Diese Maßnahmen sichern die wichtigen Funktionen des Waldes wie Rohstoffversorgung, Erholung, Klimaschutz, Artenvielfalt und Grundwasserschutz – auch für die nächsten Generationen.

Weitere Beiträge