Zillbacher Forst – heute und morgen

30.08.2024 / Stefan Flückiger


Die CDR-Services Deutschland GmbH hat die Wald Plus GmbH (D-Salem) zum 1. Juni 2024 mit der Bewirtschaftung des Zillbacher Forstes beauftragt. Die Wald Plus GmbH hat zu diesem Zeitpunkt eine unselbständige Niederlassung mit der Bezeichnung Wald Plus GmbH, Regionaleinheit Thüringen in der Heinrich-Cotta-Str. 6, 98950 Zillbach in Betrieb genommen und bewirtschaftet von dort aus den Zillbacher Wald.

Kalamitäten (Schäden an Bäumen) in den Griff bekommen

Bereits mit Beginn der Bewirtschaftung am 1. Juni 2024 war klar, dass im Sommer 2024 im Zillbacher Wald die Priorität auf der Borkenkäferbekämpfung liegen muss. Trotz der feuchten Witterung im Frühjahr 2024 war anhand von Satellitenbildauswertungen frühzeitig erkennbar, dass der Zillbacher Forst mit einer sehr hohen Ausgangspopulation an Borkenkäfern in den Sommer 2024 starten wird. Seit 1. Juni 2024 führte die Wald Plus GmbH wöchentliche Bestandeskontrollen durch und markierte befallene Bäume. Dabei waren zeitweise bis zu 5 Fachleute gleichzeitig für die Borkenkäferüberwachung im Einsatz. Aktuell wird das befallene Holz mit 3 bis 5 vollmechanisierten Aufarbeitungsketten geerntet. Das Holz wird anschliessend so schnell wie möglich zu den Sägewerken und Holzindustriebetrieben transportiert. Bisher konnten über 90% des Holzes an deutsche Verarbeitungsbetriebe geliefert werden. Die deutschen Forstdienstleister arbeiten motiviert und konsequent an der Aufarbeitung des Schadholzes.

Strassenunterhalt

Starke Niederschläge (u.a. seit dem 31. Mai 2024) haben die Waldstraßen, Maschinenwege und teilweise auch die Rückegassen stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Wald Plus GmbH plant, koordiniert und realisiert zusammen mit den Mitarbeitern der CDR-Services Deutschland GmbH (ehemaliger Betriebsleiter und Mitarbeiter des Forstbetriebes) die Instandsetzung und Wasserableitung, damit der Wald weiterhin befahrbar bleibt und die Borkenkäferbekämpfung erfolgreich durchgeführt werden kann.

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Erosion durch Starkniederschläge wird zur Normalität. Wir haben Konzepte und Ressourcen, um dieser Entwicklung zu begegnen.

Forsteinrichtung

Um aktuelle Daten sowohl für die Berechnung der Klimaleistung als auch für die Managementplanung zur Verfügung zu haben, hat CDR-Services Deutschland GmbH die Wald Plus AG (CH-Bern) beauftragt, eine Erhebung des Ist-Zustandes des Zillbacher Waldes durchzuführen. Dabei kommen moderne Fernerkundungsmethoden (LiDAR, Satellitenbildauswertung) zum Einsatz, die mittels KI (Künstliche Intelligenz) und DL (Deep Learning) den Zustand aus der Luft erfassen. Diese werden durch die Erhebung von 600 terrestrischen Stichproben in der Fläche unterstützt.

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Stichprobenplanung im Zillbacher Forst für die Forsteinrichtung. Erhoben werden Grundfläche je Baumart, Stammzahl und Baumhöhe. Daraus können die Wuchsleistung (Bonität) und der Vorrat sowie die zukünftige Bewirtschaftung abgeleitet werden.

Wald Plus GmbH - Regionaleinheit Thüringen

Die Wald Plus GmbH arbeitet in einer funktionalen Aufgabenteilung. Diese teilt die Aufgaben in:

  • Betriebsleitung: Stefan Flückiger, dipl. Forsting. ETH, Wählbarkeit für höheren Forstdienst
  • Leitung biologische Produktion: Florian Eckert, Forsttechniker
  • Leitung technische Produktion und Holzdisposition: Frank Hölzer, dipl. Forsting. FH
  • Holzverkauf: Rüdiger Krato, dipl. Forsting. FH
  • Service Einheit AV (Auszeichnung): Leitung Sigurd Holstein, Pia Sigmund (Duale Studierende),

Das Team wird am Standort Heinrich-Cotta-Str. 6 in Zillbach durch Marlies Reif unterstützt.

Ein Bewirtschaftungskonzept für klima-smarte Wälder

Klima-smarte Wälder meistern und mindern den Klimawandel. Das von der Wald Plus GmbH (in Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft und Praxis) entwickelte und umgesetzte Konzept wird seit mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Die konkrete Ausgestaltung (Baumartenwahl, Umtriebszeiten, Baumartenanteile) wird jeweils an die lokalen natürlichen Standortsverhältnisse und die geltenden rechtlichen Spielräume angepasst.

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Konzept für klimasmarte (zukunftsfähige) Wälder. "Alles muss sich ändern, damit alles so bleibt, wie es ist" (Guiseppe Tomasi di Lampedusa)

Fundament: Im Vordergrund steht die Erhaltung von Arten, die unter den Bedingungen des Klimawandels realistische Überlebenschancen haben. Dies wird integrativ umgesetzt (Artenförderung wird wo immer möglich in bewirtschaftete Flächen integriert).

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Eine intelligente integrative ökologische Infrastruktur, die Gewinnern das Überleben sichert ist intelligenter Arterhalt.

Säule 1: Die Bodenfruchtbarkeit kann durch physikalische und chemische Einflüsse beeinträchtigt werden. Gegen die Folgen chemischer Einflüsse aus der Luft (Stickstoff-, Säureeinträge) hat der Waldeigentümer nur begrenzte Möglichkeiten. Hinsichtlich des physikalischen Bodenschutzes in Beständen hat die Bewirtschaftungspraxis dagegen einen erheblichen Einfluss. Ziel ist es, durch die Bewirtschaftung auf maximal 90 % der Länge Fahrspurtyp 2 zu erzeugen und die ständige Befahrbarkeit der Rückegassen zu gewährleisten. Diese sind digital im Geomanagementsystem verankert und dürfen in der Regel nicht verlassen werden. Die dauerhafte Befahrbarkeit in diesem Qualitätsstandard soll sichergestellt bleiben. Maschinenwege und Forststraßen sind dauerhaft (forstlich) befahrbar zu halten und bei Beeinträchtigungen wiederherzustellen. Das Entwässerungsmanagement spielt eine zentrale Rolle.

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Die Digitalisierung aller Rückegassen ist der erste Schritt zum Bodenschutz. Kombiniert mit Sensibilisierung und Weiterbildung schafft sie die Grundlage für gesunde Böden - und den professionellen Einsatz moderner Forsttechnik.

Säule 2: Die Fokussierung der Produktionsziele auf mehrere markt- und standortsgerechte Baumarten stellt sicher, dass Bäume auch in der Klimazukunft überleben und gleichzeitig die Nachfrage der Bevölkerung nach bezahlbarem ökologischen Rohstoff decken und optimal zur Klimaminderung beitragen. Beiläufig werden alle vorhandenen Baumarten als einzelne Samenbäume erhalten. Bei der Baumartenwahl werden alle Baumarten berücksichtigt, die das Potenzial haben in Zukunft einen aktiven Beitrag zur den Klimazielen zu leisten.

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Eine gute Mischung von Baumarten, die mit dem Klimawandel zurechtkommen und ein hohes Wachstum aufweisen, mildert den Klimawandel, erfüllt die Bedürfnisse der Gesellschaft und verringert die Klimarisiken.

Säule 3: Durch die konsequente Förderung von Einzelbäumen (Auslesedurchforstung) wird überall dort, wo es nach der Risikoanalyse sinnvoll ist, der Zuwachs auf weniger Stämme gelenkt und damit die Umtriebszeit verkürzt. Dies hat den Vorteil, dass die Unsicherheiten der Klimaentwicklung reduziert werden können. Bestände, die bereits die kritische Oberhöhe (i.d.R. ca. 15 m Baumhöhe) erreicht haben, werden nach konventionellen (bisherigen) Methoden durchforstet.

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5 cm Zuwachs in 40, 20 oder 5 Jahren ist eine waldbauliche Entscheidung. Auch dicke Bäume können jung und vital sein.

Waldumbau oder adaptiver Waldbau? Beim adaptiven Waldbau erfolgt die Baumartenzusammensetzung im Ausmaß der nachhaltigen Verjüngungsfläche (+ Kalamitätsflächen). Im Zillbacher Forst werden innerhalb von 10 Jahren rund 10% der Waldfläche planmäßig verjüngt. Dabei hat die Naturverjüngung mit den vorhandenen Baumarten einen hohen Stellenwert. Der Anteil „neuer“ zukunftsfähiger Baumarten beträgt (in diesem Zeitraum) ca. 3 – 5%. Hochrisikobaumarten (Fichte) werden planmäßig und/oder kalamitätsbedingt schrittweise reduziert.

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Die Wahl der Baumart ist eine langfristige Entscheidung. Jede Förstergeneration hat Wälder begürndet, die der Gesellschaft dienten. Der Klimawandel erfordert einen Wechsel zu Baumarten, die mit dem Klimawandel gut zurechtkommen.

Wie stark die Umtriebszeiten verkürzt werden können, ist auch in den Forsteinrichtungsrichtlinien der Bundesrepublik festgelegt. Neben den gesetzlichen Vorgaben zeigen auch Kalamitäten, wie lange eine Baumart noch verbleiben kann. Experten gehen davon aus, dass nach der Fichte die Buche die nächste betroffene Baumart sein wird.

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Die Umtriebszeit gibt an, wie lange ein Baum im Wald verbleiben soll, bis er geerntet wird. Kürzere Umtriebszeiten verringern das Ausfallrisiko und ermöglichen eine planmäßige Waldbewirtschaftung.

Säule 4: Durch die Förderung von Einzelbäumen wird deren Vitalität (grüne Krone, Wurzelstabilität) gefördert. Dies ist ein wichtiger Faktor für das Überleben bei Extremereignissen.

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Vitale Bäume sind die Voraussetzung für eine geplante Waldentwicklung im Klimawandel. Die Vitalität der Bäume zeigt sich in der Krone. Sie ist der Motor des Baumwachstums.

Dach: Adaptive Waldbaukonzepte verändern die Waldbilder deutlich. Kontinuierliche Information soll die Veränderungen erklären, einordnen und einen Ausblick auf zukünftige Zielbilder geben. Dieser Blog ist einer der Kanäle. Auf Wunsch werden auch vertiefende Exkursionen angeboten, in denen interessierte Personenkreise ein erweitertes Verständnis für die sich verändernden Rahmenbedingungen und die Konsequenzen für die Waldbewirtschaftung gewinnen können.

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Information und Weiterbildung vor Ort statt Polemik in der Kommunikation sichern die Waldleistungen für unsere Kinder und Enkel.

Glossar:

Spurtyp 2: Der Spurtyp 2 ist eine Definition die u.a. auch im LWF-Merkblatt 22: Bodenschutz beim Forstmaschineneinsatz erläutert ist.

Klimawandel mindern (CDR): In den letzten 60 Jahren wurde die Atmosphäre mit 30 % mehr CO2 angereichert. Nur die dauerhafte Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre (Carbon dioxide removal) kann diesen Effekt (teilweise) rückgängig machen und unsere Lebensgrundlagen sichern.

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